So, 11.07.2004 - So, 18.07.2004
Magic Island-die japanische Woche

Die lange japanische Nacht verlängert der KuKuK VoE mit einer japanischen Woche. Zahlreiche Veranstaltungen, von Kyudo, dem japanischen Bogenschießen, bis hin zu einem Kindertag widmen sich dem Thema Japan.

Die japanische Woche

Kimono und Kickboard sind Beleg einer Geisteshaltung:
Altes wird in Ehren bewahrt; Neues freudig begrüßt.
Die Ruhe selbst. Und immer in Bewegung.
Das ist Japan: ein schöner Widerspruch.
Pico Eye
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In der Woche während der Veranstaltungen zu besichtigen:

“Ku-men – Himmeloberfläche”
eine Installation von Takashi Kuribayashi

“Was ist überhaupt “Grenze”?

Etwas, was es zwischen Sachen gibt. Etwas, was es zwischen Menschen gibt. Wenn man an Länder denkt, gibt es sie zwischen Ländern. Zwischen zwei Dingen existiert notwendigerweise eine Grenze. Hier ist die Landesgrenze zwischen Deutschland und Belgien. Tiere, Pflanzen usw. haben nicht sehr viel damit zu tun. Diese Grenze ist für die Menschen. Ich schaffe neue Grenzen im Freiraum. Bei uns in Japan wird die Landesgrenze durch das Meer, also durch das Wasser festgesetzt. Im Unterschied zu Europa grenzt kein anderes Land an. Es gibt also keine Linie, die eine Grenze zieht, als ob jemand auf der Erdoberfläche eine Linie ziehen würde.

Japan, das ein Inselland ist, ist ähnlich wie dieses Gebäude, das so aussieht, als ob es auf der Straße schwimmen würde. Das Meer hat auch eine große Grenze. Das ist nämlich die Wasseroberfläche, die eine Grenzlinie zwischen Luftraum und Wasserraum bildet. Das Wort Wasseroberfläche wird von Menschen, die auf dem Land leben, erfunden. Für Meereslebewesen ist es nicht die Wasseroberfläche, sondern die “Himmeloberfläche”.

Aber obwohl es eine “Himmeloberfläche” wirklich gibt, gibt es dieses Wort nicht. Was wir stets sehen, was wir stets denken, sind nur Ideen, daß die Grenze von dem was wir sehen und denken, eigentlich nur von unserer Phantasie entsprungen ist. Es ist ganz sicher, dass es “Himmeloberfläche” gibt.”
Takashi Kuribayashi 2004

In der Woche während der Veranstaltungen zu besichtigen:

“Make the way”
eine Installation von Yukako Ando

“Das Projekt “make the way” ist ein 2-teiliges Projekt.

Der erste Teil besteht aus der Kommunikation zwischen der Künstlerin und dem Veranstalter. Es geht um den Vorschlag für die Realisierung des Projektes “make the way”. Die Kommunikation wird in Form eines Briefwechsels stattfinden und nacher als Arbeitprozeß dokumentarisch bei der Ausstellung dargestellt. Dort werden die 6 Entwürfe für die Realisierung von der Künstlerin vorgeschlagen.

Der zweite Teil ist eine Installation, die aus dem ersten Teil heraus entwickelt wurde. Die Installation besteht aus einer Markierung auf der Aachener Straße. Dabei handelt es sich um ein Stück von einer unterbrochenen Linie. In dem Projekt “make the way” geht es darum, einen Übergang zwischen der fiktiven und der realen Welt zu schaffen und diesen optisch darzustellen.

In ersten Teil wird die Frage nach der Grenze “zwischen Fiktion und Realität”, “zwischen gesellschaftlichen Regeln und persönlicher Freiheit” und “zwischen Spiel und Ernst” gestellt. Gleichzeitig wird eine realistische Form für die Installation untersucht.

Der zweite Teil bzw. die Installation soll ein Treffpunkt für oben genannte Fragen werden. Das ist ein wichtiger Hinweis für den Betrachter, die oben genannten Fragen zu lösen. Den zweiten Teil sichtbar zu machen ist der Schwerpunkt des Projektes “make the way””.
Yukako Ando 2004

Sonntag 11. Juli 2004
15:00 bis 16:30 und 17.00 bis 18:30 Uhr

“Kyudo”
Die Kunst des japanischen Bogenschießens

Die Aachener Kyudo-Gruppe stellt das japanische Bogenschießen vor. Bei gutem Wetter: Schießen auf das Mato, ansonsten finden die Vorführungen vor dem Makiwara statt. Prof. Manfred Speidel wird begleitend eine kurze Einführung in die Kunst des japanischen Bogenschießens geben. Kyudo ist eine der klassischen Kampfkünste, die sich aus den Waffentechniken der Samurai entwickelt hat. Geübt wird mit einem japanischen Langbogen, der ca. 2,20 m lang und traditionell aus Bambus und Holz gefertigt ist. Über acht genau festgelegte Bewegungsphasen müssen Körperhaltung und Körperspannung präzise koordiniert werden. Der “Weg des Bogens” (kyu = Bogen / do = Weg) ist ein Übungsweg, der gleichermaßen Körper und Geist schult.

Dienstag 13. Juli 2004
20:00 – 22:00 Uhr

“Gestaltete Natur – Gedanken zur japanischen Gartenkunst”
Vortrag von Prof. Manfred Speidel, RWTH Aachen

Landschaft, Raum und der Mensch als einfühlsamer Gestalter sind Thema des Vortrages.

Die japanische Seele sieht in einem Tautropfen, der morgens auf einem Lotusblatt glitzert, nicht nur eine Widerspiegelung, sondern eine Verdichtung, ein Einfangen des Himmels und der umgebenen Welt. Ähnlich ist der ganze Garten, bis hin zum blinkenden Tautropfen, nichts von der Welt Abgehobenes, sondern verdichtete Natur.

Mittwoch 14. Juli 2004
15:00 bis 16:30 Uhr und 17:00 bis 18:30 Uhr

“Japanischer Kindertag
im Zeichen des Kranichs”
Japanische Geschichten und Origamiworkshop
mit Michaela Hüpgens, Roman Maria Havertz und japanischen Gästen
In Zusammenarbeit mit dem Medienzentrum der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und dem Japanischen Club e.V. Düsseldorf

Der japanische Kindertag steht im Zeichen des Kranichs. Der Kranich ist weltweit ein Symbol für
den Frieden. Er steht für langes Leben, Glück und Gesundheit.
Wir lesen japanische Märchen, Legenden, Geschichten vor und leiten zum Origamifalten von Kranichen an.

Freitag 16. Juli 2004
20:00 Uhr

“Superflat – im Reich der Bilderkriege”
Ein Vortrag von Dr. Gregor Jansen
anschließend ab 22:00 Uhr “Samurai Fiction”

Das visuelle Abenteuer kann als eine Schlacht, als ein Krieg der Bilder beschrieben werden. Takashi Murakami, der wichtigste Vordenker und Wortführer der japanischen Kunstszene, thematisierte in seiner Ausstellung und dem Manifest des “Superflat” im Jahre 2000 diesen Bilderkrieg. Die dort vollzogene Verschränkung des Kunstgedankens westlicher Prägung mit den populären bis trivialen Motiven und Themen aus der faszinierenden Welt japanischer Manga und Anime, aber auch der älteren Kunstgeschichte Japans, provoziert ein neues Kunstverständnis. Sie huldigt einer (technisierten) Ideologie der Oberfläche. Murakami produzierte für die visuelle Argumentation seiner Theorie ein beeindruckendes Video, welches die Kampfansage vehement zum Ausdruck bringt. Hierin verschmelzen Kunstmotive, Anime, Hollywoodproduktionen mit Kampfsportarten, Kriegsmetaphern oder Wrestlingszenen.
Die Gleichschaltung von Unterhaltung und Kunst, von
High und Low ist ein Anliegen, das auch unsere Sehgewohnheiten irritiert.

Samstag 17. Juli 2004
20:00 Uhr bis ca 24:00 Uhr

“Japanische Filmnacht – ein Minifestival”
Moderation: Roman Benedikt Smirek

Japan wie es einmal war und wie es nie mehr sein wird. Es ist gar nicht so lange her. Und. Japan wie es heute ist.

Wir zeigen ein kleines Filmspektrum des japanischen Kinos, was viele bedeutende Meister des Filmschaffens hervorgebracht hat. Durch das Medium Film besteht die Chance sich ein Bild der fremdartigen Kultur zu verschaffen. Auf unterhaltsame Art. Eben Kino.

Sonntag 18. Juli 2004
15:00 bis 19:00 Uhr, Lesung jeweils zur vollen Stunde

“Das kleine Teehaus im Köpfchen – zuhören – entspannen – nachdenken” mit Keiko Sato-Blügel und Michaela Hüpgens
In Zusammenarbeit mit dem Medienzentrum der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens

Am 18. Juli wird das traditionelle KuKuK-Lese-Café zum kleinen japanischen Teehaus.

Zu japanischem Tee und Gebäck treffen sich Menschen aus Belgien, Deutschland und Japan und tauschen sich über japanische Literatur von klassisch bis modern aus. Prosa, Lyrik, Texauszüge aus Romanen oder Haikus oder Literatur über Japan sind gefragt. Wieder sind alle eingeladen ihre persönlichen Schätze aus der japanischen Literatur mitzubringen, vorzustellen und natürlich vorzulesen.

Anschließend: Gemütlicher Ausklang der japanischen Woche

Eine ausführliche Besprechung der Werke von Yukako Ando und Takashi Kuribayashi finden sie in dem Beitrag von Dr. Astrid Schunck. Dabei stellt sie Tendenzen der japanischen Kunst vor und analysiert die beiden Projekte im Spannungsfeld des individuellen künstlerischen Schaffens und der besonderen Situation am Grenzübergang Köpfchen.